Für größere Unternehmen die mehrere Standorte betreiben, gelten besondere Anforderungen an die Telefonielösung. Die wichtigste Anforderung ist in der Regel, dass die unternehmensinterne Kommunikation kostenfrei über die eigene Telefonanlage läuft.
Für kleinere Unternehmen reicht mitunter eine VoIP Anlage. Diese steht in jenem Standort, an dem die meisten Telefone angeschlossen sind. Da die Telefonanlage über das Internet erreichbar ist, können sich die kleineren Filialen direkt an dieser anmelden.
Bei Unternehmen mit größeren Standorten ist eine verteilte Telefonielösung meist sinnvoller. Hier wird an jedem Standort eine VoIP-Telefonanlage eingerichtet. Alle TK-Anlagen innerhalb der Standorte sind jeweils bidirektional über einen Tunnel miteinander verbunden und können somit Gesprächsdaten austauschen.
Arbeiten in den jeweiligen Zweigstandorten nur wenige Mitarbeiter, so genügt in vielen Fällen auch eine einzige Telefonanlage am Hauptstandort. Die jeweiligen Standorte sind durch eine Netzwerkverbindung (VPN) miteinander verbunden, wodurch sich die jeweiligen Mitarbeiter einfach und bequem mit der IP-Telefonanlage in der Zentrale verbinden können. Die Gespräche werden in einzelne IP-Pakete umgewandelt und verschlüsselt.
In solch einem Fall kann das Unternehmen die Wartungskosten durch den Betrieb lediglich einer TK-Anlage gering halten und den technischen Aufwand begrenzen.
Da für jeden Gesprächskanal und jede Gesprächsrichtung etwa 100 kb/s an Bandbreite benötigt werden, kann es unter Umständen zu Qualitätsverlusten kommen, insofern die gesamte Unternehmenstelefonie über eine einzelne Telefonanlage abgewickelt wird. Dies betrifft meist Standorte, an denen viele Mitarbeiter beschäftigt sind. Um nun eine hohe Gesprächsqualität gewährleisten zu können, ist es in vielen Fällen empfehlenswert, jeden einzelnen Standort mit einer eigenen Telefonanlage auszustatten, die dann untereinander gekoppelt werden.
Die Anlagenkopplung wird so realisiert, dass jede VoIP-Telefonanlage bidirektional mit den jeweiligen anderen Anlagen über einen VPN-Tunnel verbunden wird. Die Kopplung bewirkt, dass alle Standorte untereinander intern miteinander telefonieren können. Auf Protokollebene wird hier zum Beispiel das IAX-Protokoll verwendet. Sämtliche interne Gespräche werden verschlüsselt übertragen.
Firmeninterne Rufnummern können frei gewählt werden. In der Regel wird ein fest definierter Nummernkreis vergeben, der je nach Größe des Unternehmens zweistellig bis mehrstellig sein kann. Die jeweiligen Standorte selbst können dann durch einen Standortpräfix angesprochen werden.
Standort | Präfix | interner Rufnummernkreis |
---|---|---|
A-Stadt | *1 | 101-150 |
B-Stadt | *2 | 101-120 |
C-Stadt | *3 | 101-123 |
Innerhalb des Standorts (z.B. A-Stadt) wird intern lediglich eine Nummer des internen Rufnummernkreises gewählt. Hat Herr Müller die Rufnummer 105 und will Frau Meier, mit der 118 anrufen, so wählt er auf dem Telefon lediglich die 118 und wird direkt durchgestellt. Will Herr Schmidt (Rufnummer 120) aus B-Stadt nun Herrn Müller anrufen, so muss er zunächst das Präfix für A-Stadt, nämlich *1 wählen. Er wählt folglich folgende Nummer: *1 105. Ruft Herr Müller später Herrn Schmidt zurück, so wählt er *2 120.
Dies ist nur ein mögliches Beispiel, wie eine Standortkennung untereinander realisiert werden kann. Möglich sind auch voneinander getrennte Rufnummernkreise, so dass für A-Stadt die Nummernkreise 100-199 reserviert werden und für B-Stadt 200-299.
Verfügt ein Unternehmen noch über eine ISDN-Telefonanlage, so kann diese natürlich zunächst weiterhin genutzt werden. Dabei können die zum Unternehmen gehörenden Standorte über ein Gateway die ISDN-Verbindung nutzen, so dass jeder einzelne Standort auch über ISDN erreichbar ist.
Seit 2018 gehört ISDN jedoch der Vergangenheit an. Viele Firmen sind daher bereits schon heute daran interessiert, ihre bisherigen Telefonieinfrastruktur sicher in die Zukunft zu bringen. Eine Umstellung von ISDN auf VoIP ist dabei problemlos über eine sanfte Migration möglich. Sanfte Migration bedeutet in dem Fall, dass die bisherige ISDN-Technik schrittweise auf VoIP gewechselt wird, ohne den laufenden Betrieb einzuschränken.